Von der Mühle zum Fischerheim
Von Klemens Sesterhenn
Von den fünf ehemaligen Mühlen im Hoppstädten-Weiersbacher Tal trugen drei fast durchweg die Namen von ehemaligen Mühlenbesitzern, während zwei dieser Mühlen die überwiegende Zeit den Namen einer Flur oder eines markanten Gebäudes erhielten. Bemerkenswert ist, das die Mausemühle, von der hier in einem kleinen Abriss die Rede sein wird, fast durchweg diesen Namen beibehalten hat, allerdings wurde sie auch zeitweise mit „Backese Mühl“ bezeichnet, nach dem Mühlenbesitzer: Jakob bzw. Adam Backes. Von 1822 bis 1844 war auch der Name „Josef Sesterhenn Mühl“ gebräuchlich.
Der vollständigkeitshalber seien hier noch die übrigen Mühlen und deren Namenswechsel aufgeführt.
Die heutig Altmeiers-Mühle: Johannen-Mühle, Gehennen-Mühle, Christianen-Mühle, Leyhen-Mühle, Peese-Mühle
Das Altenheim St. Anna-Haus: Datschenmühle, Girschtenmühle, Brühlmühle
Mühle Feis in Bleiderdingen: Kirchenmühle, Ruetsemühle,Feise-Mühle
Die Entstehung der Mausemühle liegt noch im Dunkeln, jedoch lässt sich die Geschichte von Wassermühlen im allgemeinen bis ins Altertum zurückverfolgen.
Bei den Römern waren sie unter der Bezeichnung „molendinum…“ bekannt, davon lässt sich auch die deutsche Form „Mühle“ ableiten. Die Römer kannten bereits die Wassermühlen. Im Jahre 24 vor Chr. Beschrieb Marcus Vitruv in Pollio in seinem Werk „Achitectura“ den technischen Aufbau einer solchen Mühle. Das Wasserrad mit waagerecht liegendem Wellbaum und dem großen Kammrad mit seitlichen Holzzähnen, greift in die Spindeln einer stehenden Welle an dessen oberen Ende sich der Läufer des Mahlganges dreht.
Es ist davon auszugehen, dass die Kirchenmühle die älteste der Mühlen im Hoppstädten-Weiersbacher Tal ist. Erst mit dem Bevölkerungszuwachs erhöhte sich der Bedarf an Mühlen um den Bauern ihren Dienst anzubieten. Es ist anzunehmen, dass bereits mit der ersten urkundlichen Erwähnung von „Hobstetten“ im Jahre 1330 unterhalb des Dorfes eine Mühle an der Nahe existierte.
Als im 30-jährigen Krieg die Bevölkerung von Hoppstädten mehrfach schutzsuchend auf das Birkenfelder Schloss flüchtete, hatten bestimmt die außerhalb der Ortschaft liegenden Mühlen besonders unter Plünderungen zu leiden und sie wurden vielleicht sogar zerstört.
Im Jahre 1665, nach dem 30-jährigen Krieg, gab es nur noch 34 Werdensteiner Untertanen und eine Mühle, während im Jahre 1547 noch 84 Bürger gezählt wurden.
Anfang des 18 Jahrhunderts wurden im Zinsregister der Herrschaft Werdenstein wieder 5 Mühlen genannt.
Da eine dieser fünf Mühlen die Mausemühle ist, kann man hier bislang von der ersten urkundlichen Erwähnung ausgehen. In den Kirchenbüchern der Pfarrei Bleiderdingen wird die Mühle erstmals am 11.08.1757 genannt.
Die älteste kartographische Darstellung der Mausemühle finden wir in der Urkarte von 1816 im Katasteramt von Birkenfeld.
Hier können wir in etwa die ursprünglichen Maße von 20m x 8,75m abgreifen. Späterhin erfolgte eine Erweiterung auf die Größe 25m x 11,25m. Nach einem Gespräch des Verfassers mit Maria Becker soll 1856 ein Hausbau stattgefunden haben, möglicherweise war die der Erweiterungsbau. In der vorgenannten Urkarte ist bereits ebenfalls das Heute von Franz Jansen bewohnte Gesindehaus eingezeichnet. Der Mühlengraben war noch nicht überwölbt und das Wasserrad muss sich noch über einem offenen Mühlengraben gedreht haben, denn auch ein Wasserhaus zum Schutz des Rades ist nicht dargestellt.
Die derzeit noch verfügbaren ersten Fotografien der Mühle stammen etwa aus dem Jahr 1935. Auf einem der Bilder man auf dem Türstein mit ziemlicher Sicherheit die Jahreszahl 1870 und den Namenszug Adam Backes entziffern. Es ist ein Hinweis auf die letzte bauliche Veränderung am Mühlengebäude. Auf einer Rückansicht der Mühle erkennen wir das Wasserhaus und den sich anschließenden Mühlengrabenüberbau. Sie sind heute Bestandteil des Fischerheims. Das freistehende Mahlhaus fehlt noch auf dieser Darstellung, es soll etwa im Jahre 1934 als zweistöckiges Gebäude gebaut worden sein. Somit muss sich vordem die Mühleneinrichtung im Keller des ehemaligen Mühlegebäudes befunden haben. Das Dach der Mühle war ein schiefergedeckte Krüppelwalmdach, wobei wir einen Höhenversatz zwischen Wohnhaus und Scheune erkennen können.
Am 27.Juli 1943 schlug während eines starken Gewitters der Blitz in die Mausemühle und entzündete den Dachstuhl. Dem schnellen eingreifen der Hoppstädter Feuerwehr war es zu verdanken, dass der Feuerschaden auf das Dach begrenzt blieb. Es wird berichtet, dass die männlichen Besucher einer Hoppstädter Hochzeitsgesellschaft in Frack und Zylinder tatkräftig die Handpumpen der Feuerwehrspritzen betätigten.
Das neue Dach wurde mit Ziegeln gedeckt und man hatte die Dachhöhe der Scheune dem Wohnhaus angepasst. Außerdem wurde das vorgenannte Mahlhaus mit Ziegelmauerwerk um 1 ½ Stockwerke erweitert.
So kannten wir die Mühle bis zum Abbruch des zwischen Teich und Straße liegenden Mühlentraktes im Jahre 1989.